Kiezbezogener Netzwerkaufbau e.V. (KbNa)
V.i.S.d.P. Herr Yousef Ayoub
(0176) 56337535 Yousef Ayoub
(0176) 78969687 Elias Schindler
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Homepage: www.kbna-berlin.de
Aktuelle Meldungen
Sommerfest in der Flüchtlingsunterkunft der Caritas Residensstr.90
(28.07.2016)Auf Einladung der Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge der Caritas nahmen 3 Vertreter des A36, im Rahmen des Projektes KbNa, am Sommerfest in der Residenzstr. 90 in Berlin-Gesundbrunnen teil.
Der Sprecher der Caritas Herr Gleißner dankte für die gute Zusammenarbeit und schieb hierzu die folgende E-Mail
Sehr geehrter Herr Mantei,
Vielen Dank für den sehr unterstützenden und überzeugenden Einsatz der Berliner Polizei im Rahmen unserer Caritas-Flüchtlingsarbeit. Der Einsatz der Direktion 3 ist wirklich vorbildlich. Sehr berührend für mich war auch eine kleine Szene, die ich gestern beim Fest nebenbei beobachtet habe. Da kam ein kleines Flüchtlingskind auf einen Ihrer Beamten, Herrn Friese, zu, nahm seine Hand und zog ihn zu einem Spielgerät, um mit ihm zu spielen. Der Kollege lächelte und machte ganz selbstverständlich mit. Ich glaube, die freundliche Präsenz ihrer Kollegen beim gestrigen Fest, Ihr „Tanzeinsatz“ und diese kleine, scheinbar nebensächliche, Szene zeigen, wie viel Sie mit Ihrem Engagement zu einem Vertrauensverhältnis zwischen der Berliner Polizei und Flüchtlinge beitragen. Das ist gelebte Integration, vor der wir nur den Hut ziehen können. „So schaffen wir das“ wirklich.
Herzlichen Dank an Sie und Ihre Kollegen
Thomas Gleißner
c a r i t a s
Caritasverband für das Erzbistum Berlin e.V.
Pressesprecher
Foto: Sommerfest in der Flüchtlingsunterkunft der Caritas Residensstr.90
SK United Colours Berlin - Das Fußballturnier 2016
(02.04.2016)
Mit einem großen Engagement für mehr Toleranz und Integration tritt der neu gegründete Verein „SK United Colours Berlin e.V.“ unter der Federführung des Vereinsvorsitzenden Kojo Obeng-Gyan gemeinsam mit den Kooperationspartnern Kiezbezogener Netzwerkaufbau e.V. und dem Polizeiabschnitt 36 mit einem Sport- und Kulturevent unter dem Motto „Welcome to the World Tour 2016“ erstmalig an die Öffentlichkeit.
Am 02. April 2016 in der Zeit von 10:00 -17:00 Uhr präsentierte sich so der neue Sport- und Kulturverein mit seiner Eröffnungsveranstaltung mit einem bunten Bühnenprogramm und einem Fußballturnier der außergewöhnlichen Art. Und auch hier gilt: Dabei sein ist alles!
Gleiche Zeit, anderer Ort. Die Polizeibeamten des Abschnitts 36 Funda Duman, Arvid Müller und Chrysovalantis Zisakis besetzen den Einsatzwagen und rüsten sich für ihren nächsten Auftrag, einen Einsatzanlass der besonderen Art! Es geht in das Fußballstadion in der Behmstraße 27-31. Statt Pfefferspray und Dienstwaffe haben die Beamten diesmal einen Fußball und eine Menge gute Laune im Gepäck. Denn hier treffen sich anlässlich des Eröffnungsevents des „SK United Colours“ mehrere Fußballteams der Berliner D-Jugend und fünf Teams verschiedener Kooperationspartner. Unterwegs holten sich die Beamten noch tatkräftige Unterstützung von begeisterten Kindern und Jugendlichen aus der Flüchtlingsunterkunft Osloer Str., die ebenfalls mit einer eigenen Mannschaft antraten.
Zu Beginn des Turniers begrüßte der stellvertretende Bürgermeister von Berlin-Mitte, Herr Stephan von Dassel mit einer Eröffnungsrede und präsentierte sich auch noch überraschender Weise in seiner heutigen Funktion als „Unparteiischer“.
Ungefähr 150 Gäste zählte das Behmstadion an diesem sonnigen Tag und man verfolgte die Veranstaltung mit großer Freude und einer Menge Spaß. Für das kulinarische Wohl der Teilnehmer und Besucher war gesorgt. Begleitet wurde das Ganze durch einen tollen Rahmen mit Musik, Verkaufsständen und Info-Ständen zum Thema Toleranz und Integration.
Auch das Präventionsteam des Abschnitts 36 mit Peter Jerke und Andreas Döring sowie ein Informationsstand der Polizei Berlin zum Thema Berufsberatung waren vor Ort.
Seit mehreren Jahren pflegt der Abschnitt 36, insbesondere die 4. Dienstgruppe, unter der Führung von EPHK Prenzel und PHK Mantei eine langjährigen Kooperationspartnerschaft mit dem „Kiezbezogenen Netzwerkaufbau e.V. – KbNa“ sowie verschiedenen Jugendeinrichtungen, Schulen und Flüchtlingsunterkünften im Stadtteil Gesundbrunnen.
Ziel ist es, soziale Netzwerke im Kiez aufzubauen und mit gemeinsamen Aktionen für mehr Integration und Toleranz und gegen Gewalt einzutreten sowie Vorurteile zwischen Jugendlichen und der Polizei abzubauen, um so gemeinsam ein friedliches, verständnisvolles Miteinander zu stärken und neue Wege zu beschreiten.
Selbstverständlich ließen es sich deshalb die Kolleginnen und Kollegen vom Abschnitt 36 auch diesmal nicht nehmen, mit einer eigenen Mannschaft auf dem Platz aufzulaufen.
Tatkräftige Unterstützung erhielten wir auch von unserem Direktionsleiter, Herrn Sydow und dem Leiter unsres Abschnitts, Herrn Heller, der es sich nicht nehmen ließ, sein Favoritenteam persönlich anzufeuern.
Auch wenn das Turnier im Hinblick auf eine Stärkung des gemeinsamen Zusammenhalts ein riesiger Gewinn war, wurde der nötige Ehrgeiz nicht vernachlässigt und die Mannschaft des Abschnitts 36 konnte sich noch einen respektablen 3. Platz erkämpfen. Verdient gewonnen hatte die Mannschaft des „KbNa e.V.“. In der D-Jugend gewann das Team
„Jugendclub SOKO 116.
Vorbeilaufende Passanten staunten nicht schlecht, als sie die Jugend ihres Kiezes zusammen mit „ihrer“ Polizei Fußball spielen sahen. Die Einen oder Anderen kannten sich sogar und so kam man untereinander zwanglos ins Gespräch. Kinder und Jugendliche nutzten die Gelegenheit, um sich über das Berufsbild eines Polizeibeamten zu informieren und Erfahrungen über ihren Kiez untereinander und mit den Beamten auszutauschen.
Den Veranstaltern ist es auf jeden Fall gelungen eine starke Brücke zwischen sozialen Integrationsprojekten und dem Sport zu bauen.
Der Polizeiabschnitt 36 bedankt sich für die Einladung und freut sich den „SK United Colours Berlin e.V.“ als einen neuen und wertvollen KbNa-Netzwerkpartner begrüßen zu dürfen.
Auch in Zukunft werden wir die polizeiliche Präventionsarbeit direkt an der Basis bürgernäher und verständlicher durchführen, wobei wir uns gerne an kommenden gemeinsamen Projekten beteiligen - nicht nur um schlussendlich auch mal den Wanderpokal in den eigenen Händen zu halten.
Abschließend möchten wir alle teilnehmenden Mannschaften aufzählen und ihnen unseren herzlichen Dank aussprechen.
Erwachsenen-Teams:
- KbNa Netzwerk
- I'Slam/
Afrikanische Kirche - Polizeiabschnitt 36
- Haus der Jugend
Nauener Platz - Flüchtlingsunterkunft Osloer Str.
Jugend-Teams:
- Jugendclub SOKO 116
- SV Norden-Nordwest (Team A)
- FC Viktoria 89 Berlin
- SV Norden-Nordwest (Team B)
- BSC Rehberge
- SV Karow 96
- SC Bomani Berlin
- Hilalsport Berlin
- Champions ohne Grenzen Kids
Polizeimeisterin
Abschnitt 36
Foto: SK United Colours Berlin - Das Fußballturnier 2016
KbNa Kiezfest und Fußballturnier 2015
(04.09.2015)
Unser diesjähriges KbNa Kiezfest am Freitag den
04. September 2015 stand unter dem Motto:
"Kulinarischer Gang und KbNa-Fußballturnier der Netzwerpartner".
Als Gäste durften wir begrüßen:
MdB Herrn Mutlu,
denn Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin,
Herrn Ralf Wieland,
den Bürgermeister von Berlin-Mitte,
Herrn Dr. Christian Hanke,
den Leiter Stab der Direktion 3,
Herrn Leitender Polizeidirektor Frank Frederking.
Hertha BSC, Adidas und FuPa-Berlin unterstützen uns
Das Projekt „Kiezbezogener Netzwerkaufbau“ rund um Yousef Ayoub und PHK Eckard Mantei vom Abschnitt 36 organisierte in diesem Jahr ein Fußballturnier für Groß und Klein in der
Gustav-Böß-Sportanlage im Soldiener Kiez. Eingeladen waren alle Netzwerk- und Kooperationspartner, sowie Kiezbewohner, die Lust auf ein fröhliches Miteinander hatten.
Ziele der Organisatoren sind die Förderung von Respekt, von Toleranz und von gegenseitigem Vertrauen. Das Projekt besteht seit 2009 und hat sich mit Erfolg etabliert.
Im Rahmen der Präventionsarbeit arbeiten Polizeibeamte des A 36 aus dem Basisdienst zusammen mit Kindern und Jugendlichen, um ein besseres Verhältnis zu schaffen und Berührungsängste abzubauen.
Der Sportartikelhersteller „Adidas“ unterstützte mit seinem neuen Projekt „ADIDAS FOOTBALL, The BASE Berlin“ als neuer Kooperationspartner des Vereins KbNa das Turnier mit Preisen für die Erstplatzierten.
Auch unsere, im Wedding gegründete, Hertha BSC beteiligte sich vor Ort und stiftete Preise.
Der Sieger des Turniers durfte unter anderem bei einem Training der Profis von Hertha BSC dabei sein.
Für den Ablauf und die professionelle Organisation des Turniers sorgte FuPa.net/Berlin.
Die Ergebnisse wurden in Echtzeit auf ihrer Internetseite übertragen. Auf dieser kann jederzeit eine Fotostrecke zum Kiezfest und der Spielplan mit den Spielergebnissen eingesehen werden.
Das Fußball-Freestyle-Talent Kevin Buchert brachte die Kinder und Jugendlichen in der Pause mit einer beeindruckenden Vorstellung zum Staunen.
Die zahlreichen Kooperationspartner von KbNa sorgten mit einem internationalen Buffet für die kulinarische Verköstigung der Spieler und der ungefähr 300 Gäste.
Die Öffentlichkeitswirksamkeit dieses Events zeigte sich unter anderem durch die Teilnahme des
MdB Herrn Özcan Mutlu, des Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin, Herrn Ralf Wieland, und des Bezirksbürgermeisters von Berlin-Mitte, Herrn Dr. Christian Hanke.
Aus der Direktion 3 konnte der Stabsleiter der Dir 3, LtdPD Frank Frederking, der Abschnittsleiter des Abschnitts 36, PD Lutz Henning begrüßt werden.
Der Abschnitt 36 baute zudem einen Präventionsstand auf, an dem sich die Besucher über verschiedene, aktuelle Themen zur Kriminalitätsbekämpfung informieren konnten.
In einem spannenden Wettkampf haben sich zehn teilnehmende Mannschaften gemessen.
Die Spiele wurden ganz im Sinne des Fairplay ausgetragen. Spieler aller Altersklassen bewiesen ihr Können. Auch eine Mannschaft der Polizei, welche durch KbNa-Mitglieder unterstützt wurde, versuchte ihr Glück am Ball.
Als besonderen Gast durfte das Team „Champions ohne Grenzen“ begrüßt werden, welches sich aus Flüchtlingen zusammensetzte und von allen Beteiligten herzlich in das Miteinander integriert wurde. Die Mannschaft konnte den vierten Platz erringen, nachdem sie sich dem „EWG Lichtenrade“
im 9-Meter-Schießen um Platz 3 geschlagen geben mussten.
Die Mannschaft der Polizei durfte sich am Ende mit dem zweiten Platz schmücken. Ihren Preis, ein Besuch eines Spiels von Hertha BSC nach Wahl, überließ sie gerne dem viertplatzierten Team, „Champions ohne Grenzen“.
Das Finale konnte die Mannschaft der Haci-Bayram-Moschee mit 2:0 verdient für sich entscheiden.
Eine besondere Anerkennung galt auch der Mannschaft „Team United“, welches durch die Kapitäne aller Mannschaften zum fairsten Team gewählt wurde.
Siehe auch: Web-Adresse der www.FuPa.net
[Einladung zum Kiezfest des KbNa 2015]
Foto: KbNa Kiezfest und Fußballturnier 2015
KbNa-Fußballcup 2013
(06.11.2013)Polizisten und Jugendliche spielen zusammen Fußball
"Yalla, Feedback!"
06.11.2013 15:54 Uhr
von Johannes Ehrmann
Im Kampf um die Straße standen sie sich lange unversöhnlich gegenüber. Heute spielen Jugendliche aus Weddinger Problemkiezen und Polizisten zusammen Fußball. Weil einer von ihnen freiwillig zur Wache ging. Die Geschichte einer Annäherung.
Sportlich fair: Polizist Carsten Prenzel im Gespräch mit Weddinger Jugendlichen - Foto: Thilo Rückeis
Die Blicke der Leute an der Ampel sagen schon alles. Erster Blick: Normalität. Zwei Wannen mit einem Dutzend dunkelhaariger Jugendlicher hinten drin auf ihrem Weg durch den Weddinger Feierabendverkehr. Okay, haben sie wohl gleich eine ganze Gang einkassiert. Dann der zweite Blick: klare Verwunderung. Warum, fragen sich die Leute, sitzen sie da auch auf der Vorderbank, die Basecaps schief auf dem Kopf, und plaudern friedlich mit den Polizisten am Steuer?
Sie fahren zum Fußball. Alle zusammen. Die Beamten in ihren blauen Uniformhemden und die Jungs in ihren Nike-Klamotten. Eher unbekannt hier.
Ist nicht vorgesehen, wenn alles normal läuft. Normal heißt im Wedding: Die Kids machen Probleme. Die Cops laufen ihnen hinterher. Das tägliche Spiel. Wer fängt wen. Räuber und Gendarm. Geplaudert wird eher nicht.
Auch Yousef Ayoub hat immer nur von außen auf die Polizeiwagen geblickt, skeptisch, wie die meisten, mit denen er aufgewachsen ist, in der Soldiner Straße. Polizei, das bedeutete Stress, schier zwangsläufig. Ein Bild von früher hat Yousef Ayoub immer noch im Kopf: Wie eine Horde Polizisten in voller Montur aus dem Mannschaftswagen springt. „Springt“, wiederholt er, nicht steigt. Wie Krieger vor der Schlacht. „Immer wieder habe ich mich gefragt: Warum seid ihr so? Wie geht ihr mit Kindern um?“, sagt Ayoub. „Heute weiß ich, dass sie selbst Angst hatten.“
Vermittler zwischen den Welten: Yousef Ayoub ist der Initiator des Vereins "Kiezbezogener Netzwerkaufbau" - Foto: Thilo Rückeis
"Wir sind alle Menschen"
Das Verhältnis zwischen den beiden Seiten war eigentlich immer ein Nicht-Verhältnis. Bis vor vier Jahren. Da steht Yousef Ayoub schließlich selbst vor der Wache, ein Septembertag im Jahr 2009, er weiß es noch genau. Vor diesem hohen, abweisenden Neubau mit seiner harten Fassade, Pankstraße 29, Direktion 3, Abschnitt 36. Yousef Ayoub ist nervös, er kennt das Risiko, aber dann geht er doch die Stufen hinauf. „Der Beamte hinter der Glasscheibe hat mich mit großen Augen angeschaut“, sagt Ayoub. Dann schickt er ihn ins 4. OG.
Dort fragt ihn der Polizeihauptkommissar Carsten Prenzel als erstes: „Wie stellen Sie sich das vor?“ Und Ayoub fängt an zu erklären. Er weiß da noch nicht, dass er bei Prenzel offene Türen einrennt.
„Wir sind alle Menschen“, sagt Yousef Ayoub. „Wir brauchen alle Liebe und Geborgenheit, eigentlich, das glaube ich ganz fest.“ Die Wannen haben ihr Ziel erreicht, den Parkplatz vor dem alten, dunklen Gebäude in der Moabiter Kruppstraße, der Polizeisporthalle, in deren Foyer die Ehrentafeln hängen: „Errungene Polizei-Meisterschaften von den Angehörigen der II. Abteilung, 1963-1972“. Ayoub sitzt auf einer Holzbank in der Halle im ersten Stock und schaut den Jungs beim Aufwärmen zu. Mit Wucht schießen sie die ersten Bälle aufs Tor, laut klatschen sie an die Hallenwand oder an den Pfosten. Kaum einer ist schon 18, aber ein paar Oberkörper sind schon so definiert, wie es nur tägliches Krafttraining kann, andere dagegen sind so schmächtig, dass ihnen die Hemden um die Oberkörper schlackern. An der rot-weißen Torlatte liefern sich zwei die Idee eines Klimmzugwettbewerbs, schon nach zwei, drei Zügen lassen sie sich wieder auf die Füße fallen. Antäuschen, fintieren, auf keinen Fall zu viel von sich zeigen. Das Leben als Boxkampf.
„Ich war genauso wie sie“, sagt Ayoub. „Ich kann mich gut hineinversetzen in das, was in denen vorgeht.“ Wenn Yousef Ayoub spricht, ruhig und klar, sanfte Stimme, klingt er wie ein Diplomat. Ayoub ist 29, er trägt ein feines Bärtchen um den Mund, seine Haare sind an den Seiten kurz rasiert und schon ein bisschen grau. Er schaut einen durch seine schmale Brille an. Ein fester Blick, aber ohne Härte.
Auch Yousef Ayoub ist durchs Raster gefallen, als er in dem Alter war, in dem sich die Dinge das erste Mal entscheiden, mit 17, 18, er strandet in der Arbeitslosigkeit, ohne weiterführenden Abschluss, wie die allermeisten um ihn herum. Er, der Sohn palästinensischer Eltern, aufgewachsen zunächst in Kreuzberg, zehn Personen in zweieinhalb Zimmern, dann eben im Soldiner Kiez, kommt in der Schule nicht mit, liest, wenn er drankommt, Buchstabe für Buchstabe vor, ohne die Bedeutung der Wörter zu erfassen. Das System Bildung erklärt ihm nie einer. „Was ich lange nicht verstanden habe“, sagt Ayoub: „Um in dieser Gesellschaft etwas erreichen zu können, musst du eine Qualifikation erlangen. Ohne Abschluss bist du nichts.“
Kunst am Ball: Fußballspiel Weddinger Jugendlicher in der Polizeisporthalle Kruppstraße - Foto: Thilo Rückeis
Verhärtete Fronten, viel hässliche Gewalt
Doch in Yousef Ayoub ist da immer auch ein anderes Gefühl, so etwas wie eine Idee, eine Richtung. Vage zunächst, aber dennoch nicht wegzukriegen. Er will helfen, dass sich was verbessert. Mit Kindern arbeiten. Mit Anfang 20 fängt er beim Kinder- und Stadtteiltreff der Jugendhilfe „casablanca“ an, erst als AB-Maßnahme, dann als Praktikant, dann als Honorarkraft. Langer Weg nach oben. Ayoub holt seinen Realschulabschluss nach, macht eine Ausbildung zum Sozialassistenten, erreicht schließlich an der IB-Hochschule den pädagogischen Status. „Die Lehrer dort“, sagt er, „waren die ersten, die mir gezeigt haben, dass es doch geht. Dass man auf die Kompetenzen eines Menschen eingehen kann.“
Der Weddinger Alltag ist ein anderer. „Die Fronten waren total verhärtet“, sagt Carsten Prenzel, Polizeihauptkommissar, Leiter der 4. Dienstgruppe im Abschnitt 36. Zuständigkeit: Soldiner Kiez, Nauener Platz. Prenzel ist ein Mann von wuchtiger Statur, der nicht um unangenehme Dinge herumredet. „Es gab viel hässliche Gewalt“, sagt er, Gewalt, die in der Silvesternacht vor fünf Jahren kulminiert. Da rücken 20 Beamte aus, in die Biesentaler Straße, weil dort Jugendliche mit Schreckschusswaffen und Raketen auf Autos schießen. Als die Polizei auftaucht, wird es nicht besser. „Wir hatten Beamte, die sind da massiv angegangen worden“, sagt Prenzel. 100 zu 20, das ist das Kräfteverhältnis zugunsten der Straße, deren ganzer Hass sich entlädt in dieser Nacht.
Ein Dreivierteljahr später dann sitzt Ayoub oben über der Pankstraße, in Prenzels Dienststube, und sagt, es könne sich was verändern. Man könne doch über alles reden. Müsste man sogar. Viel reden. Mit beiden Seiten. „Kiezbezogener Netzwerkaufbau“, so hat Ayoub seinen Verein genannt, aber eigentlich ist es Beziehungsarbeit. Wie bei einem Ehepaar, das sich total zerstritten hat. Oder zwei Nachbarn, deren Kleinkrieg sich hochgeschaukelt hat bis zur Eskalation.
In der Halle sind die Mannschaften gewählt, die eine hat sich blaue Leibchen übergezogen. Der anderen fehlt ein Torwart. „Na dann geh' ich rein“, sagt Prenzel, schnallt sich seinen Dienstgürtel ab, lässt ihn am Seitenrand in der Obhut seines Kollegen und stapft rüber ins Tor. Auf der Gegenseite steht schon ein anderer Beamter im Kasten. Manchmal machen sie auch nur Zirkeltraining, Schnellkraft, bis an die Grenze der Erschöpfung. Heute wird Fußball gespielt.
Wie bringt man die Geduld auf, das Unmögliche anzupacken? „Man darf niemals denken, etwas ist unmöglich“, antwortet Ayoub. „Das habe ich mir immer eingeprägt, das war einfach in mir drin. Ich bin ein Mensch, der nicht aufgibt.“ Als Vorbild dient ihm einzig der Vater, der als Kellner bis spät in die Nacht schuftet, um die Großfamilie irgendwie durchzubringen. „Andere Vorbilder“, sagt er, „gab es bei uns nicht. Leider.“ Vielleicht ist ja auch das sein Antrieb: Vorbild zu sein.
"Das kann man gar nicht in Worte fassen!"
„Gerade mit den hoffnungslosesten Fällen sollte man anfangen“, sagt Ayoub. Mit den Intensivtätern, die selbst in den Jugendclubs schon Hausverbot haben und auch in der Schule spätestens in der zweiten, dritten Stunde rausfliegen. Gebt uns einen kleinen Raum im Keller, sagt Ayoub den Clubs, und bekommt ihn schließlich. Dort fängt er an mit seiner Überzeugungsarbeit. Irgendwann hat er beide Seiten soweit. Die Polizei stellt einmal die Woche ihre Halle zur Verfügung, Ausnahmegenehmigung, und Ayoub organisiert die Spieler, zusammen mit den verschiedenen Jugendeinrichtungen im Kiez. Einmal im Jahr gibt es außerdem ein großes Turnier, 70 Teilnehmer gab es beim letzten Mal. Einem, der nach Jahren im Gefängnis alles, bloß keine Uniformen mehr sehen will, muss er mehrmals gut zureden, bevor er endlich zu einem der Trainings mitkommt. „Er hat keine Hantel angefasst“, sagt Ayoub, „er hat eine Stunde lang nur mit einem Polizisten geredet.“
Das Spiel ist in vollem Gange. Knallbunte Turnschuhe wirbeln übers Parkett. Gewagte Dribblings, Abspiele in letzter Sekunde. Hohe Qualität, viel Laufbereitschaft. Das Offensichtlichste aber fällt einem zunächst gar nicht auf. Es bleibt alles ruhig. Keine Schreierei, weniger harte Fouls als bei so manchem Feierabendkick unter Gutbürgerlichen. Yousef Ayoub nickt zufrieden. „Am Anfang mussten wir alle drei bis fünf Minuten das Spiel abbrechen, alle auf die Bank setzen und mit ihnen reden. Sie sind echt einen gewaltigen Schritt nach vorne gegangen“, sagt Ayoub. „Das kann man gar nicht in Worte fassen.“
Die Zeit ist um, das Spiel für heute vorbei, Ayoub versammelt die Jugendlichen auf der Bank. „Okay, Feedback-Runde.“ Ein paar tanzen aus der Reihe, setzen sich in die letzte Ecke oder laufen kreuz und quer. „Yalla, Feedback!“, ruft einer. Gelächter. Ayoub wartet geduldig. Dann geht er die Reihe durch, von ganz links bis ganz rechts, einer nach dem anderen muss sagen, wie es ihm gefallen hat.
Feedback-Runde, ein gewaltiger Akt
Es gibt vor allem zwei Gruppen: Die, die kaum den Mund aufbekommen, die so leise reden, dass man sie kaum hört. „Ich fand den Tag angenehm“, flüstert einer Richtung Hallenboden. Die anderen, das sind die Sprücheklopfer. „Es hat mich zutiefst berührt“, sagt einer sarkastisch. „Boah, ich bin heißer als Sauna“, ein anderer. Es scheinen zwei Symptome der gleichen Sache zu sein: Das hier sind alles Jungendliche, denen nie einer richtig zugehört hat. Mit denen keiner normal geredet hat. Deren ungestillter Durst nach Aufmerksamkeit sich also in zwei Extreme gewandelt hat: Brüllen. Flüstern. Dazwischen ist wenig. Ayoub aber hört allen zu. Beharrlich. Keinen lässt er aus. Zum Abschluss sagt Kommissar Prenzel: „Ich würde euch heute hier ohne Bedenken alleine spielen lassen – weil ihr eure Probleme ohne Pöbeleien lösen könnt.“ Die Jungs grinsen.
Als sie in der Kabine sind, sagt Ayoub: „Für sie ist die Feedback-Runde ein gewaltiger Akt, eine riesige Überwindung, über ihre Gefühle zu reden.“
Die Treppe vor der Sporthalle. Feuerzeuge klicken. Die Zigarette danach. Das abschließende Fazit zwischen zwei Zügen: „Klar ist es gut, sonst wären wir nicht hier. Ist doch viel besser als in der Zeit draußen zu sein und nichts zu machen. 80 Prozent von uns würden sonst in der Freizeit kein Fitness machen.“ Dann noch die schlimmste Sportreporterfrage: Wie fühlt ihr euch? „Man ist erleichtert. Erleichtert, weil man kaputt ist.“
Dann steigen alle ein. Die grün-weißen Wagen setzen sich wieder in Bewegung, es geht zurück in den Wedding, zurück ins so genannte Ghetto.
Dem Autor Johannes Ehrmann auf Twitter folgen: @johehr
Dieser Artikel erscheint im Wedding Blog, dem Online-Magazin des Tagesspiegel.
Foto: KbNa-Fußballcup 2013 Siegerehrung
Sieger des Wettbewerbs "Initiative Sicherheitspartnerschaft – Grenzenlos" ausgezeichnet!
(11.09.2013)Dr. Hans-Peter Friedrich hat die Sieger des Projektwettbewerbs ausgezeichnet.
Bei der Preisübergabe überreichte Bundesinnenminister Dr. Friedrich am 11. September 2013 gemeinsam mit dem Gesandten der Botschaft der Vereinigten Staaten, James D. Melville, den Preis in Form eines symbolischen Reisegutscheins.
Der Wettbewerb wurde im Rahmen der Initiative Sicherheitspartnerschaft mit Unterstützung der Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika ausgelobt. Gesucht wurden Projekte, in denen sich Vertreter lokaler Netzwerke aus Sicherheitsbehörden und muslimischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern erfolgreich gegen Radikalisierung und Extremismus engagieren.
Die Mitglieder des Siegerprojekts werden Anfang November 2013 für fünf Tage nach Los Angeles reisen, um sich vor Ort mit vergleichbaren Akteuren über gemeinsame Erfahrungen, erfolgreiche Strategien und Herausforderungen auszutauschen. Das Programm wird von der US-Botschaft erstellt und umfasst beispielsweise den Besuch einer Moscheegemeinde, deren Mitglieder sich gegen die Radikalisierung von Jugendlichen engagieren und ein Zusammentreffen mit Vertreten des L.A. Police Department.
Bis zum 31. August 2013 wurden 13 Bewerbungen aus ganz Deutschland eingereicht.
Ausgezeichnet wurde der Verein "Kiezbezogener Netzwerkaufbau" aus dem Berliner Kiez Soldin im Wedding. Der Verein ist eine Kooperation von Bewohnern, Kinder- und Jugendeinrichtungen, sozialen Einrichtungen, Moscheen, Kirchen und der Dienstgruppe des 36. Polizeiabschnitts der Berliner Polizei. Über gemeinsame Informationsveranstaltungen, Sportevents und Theaterinszenierungen an Bus- und U-Bahnhöfen, in denen Gewaltszenen nachgespielt werden und über Zivilcourage diskutiert wird, sollen Respekt, Toleranz und gegenseitiges Verständnis gefördert werden.
Die Preisverleihung erfolgte als Signal der gemeinsamen Bemühungen der USA und Deutschlands im Kampf gegen Extremismus und Terrorismus bewusst am 11. September.
Foto: Auszeichnung mit Urkunde
Veranstaltungen
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Viel Spaß und Freude in Neukölln bis es dunkel wird
09.11.2023Unterzeichnung Kooperationsvertrag zwischen der Jesus Miracle Harvest Church und KbNa
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04.10.2023